Wenn dein Umfeld gerade wichtige Entscheidungen trifft.
Bald werde ich 34 und ich habe kein Problem damit, Anfang 30 zu sein, das hatte ich nie. Meinen 30. Geburtstag habe ich mit einer grossen Party gefeiert, nicht weil es ein Meilenstein ist, sondern weil ich jeden Geburtstag zelebriere. Was sich aber geändert hat, ist mein Umfeld mit Anfang 30 und das empfinde ich als anstrengend. Im Vergleich zu Ende 20, als heiraten, Kinder und Häuser noch eher die Ausnahme waren, baut gefühlt gerade jeder aus meinem Umfeld ein Haus ist gerade schwanger mit Babys 1 oder 2 und falls das noch nicht der Fall ist, wird gerade daran „gearbeitet“.
Wann sind alle so erwachsen geworden?
Manchmal wünsche ich mir die Zeiten zurück, in denen Themen wie der nächste Karriereschritt, geplante Urlaube und Männerprobleme bei Mädelsabenden unsere Gesprächseinstiege waren. Mit Anfang 30 möchte ich meine Freiheit auskosten und all das machen, was mir in den 20igern noch nicht möglich war. Während mein Umfeld sich in vielen Bereichen bereits festgelegt hat, fühle ich mich teilweise noch nicht bereit dafür und frage mich, wann sind alle so erwachsen geworden? Und wo war der Wendepunkt, den ich verpasst habe?
Die Entscheidungen anderer beeinflussen die eigenen.
Viele Entscheidungen, wie beispielsweise das Haus auf dem Dorf, finde ich für meine Freunde super, weil sie sich mehr Ruhe wünschen und den Trubel der Stadt entfliehen möchten. Für mich selbst kann ich das Dorf ausschliessen, ich bekomme schon Beklemmungen, wenn ich kein Bahnhof in der Nähe ist und es nur einen Bäcker gibt. Trotzdem kann ich nicht abstreiten, dass diese Entscheidungen auch meine eigenen Entscheidungen beeinflussen, so frage ich mich häufig, könnte das etwas sein, was sich mein Partner wünscht?
Alle sagten Anfang 30 willst du das auch!
Ich erinnere mich sehr gut an die Worte meiner Oma, als meine Cousine mit Mitte 20 schwanger war, «keine Sorge mit dem richtigen Mann, willst du spätestens Anfang 30 auch ein Kind». Ganz ehrlich mit fast 34 fühle ich mich immer noch zu jung, um so eine grosse Verantwortung zu übernehmen und frage mich oft, ob ich überhaupt so leben könnte: Ich möchte eigentlich nicht zurückstecken, meine Arbeit aufgeben, das schöne 50:50 Modell mit meinem Partner über den Haufen werfen und mich völlig fertig für ein paar Stunden aus meinem Alltag in ein Café flüchten. Ja, Kinder können einem viel geben, das sehe ich in den Gesichtern meiner Freund:innen und ja, mit Kindern sieht man die Welt mit anderen Augen, aber was ist wenn mir das nicht reicht?
Ist es auch Ok, etwas anderes vom Leben zu wollen als Schema F?
Die gute Nachricht ist, dass es im Leben keinen Plan gibt, dem wir alle folgen müssen, um glücklich zu sein. Wir sind in der erfreulichen Lage, unser Leben frei zu gestalten und uns für ein Lebens- und Arbeitsmodell zu entscheiden, das für uns funktioniert. Eigentlich ganz einfach, wäre da nicht das Gefühl, der einzige Freak in der Runde zu sein. Es ist schwer, gerade nicht im Strom der wichtigen Entscheidungen mitzuschwimmen, aber es wird nicht leichter, wenn wir diese Entscheidungen nur treffen, weil wir Angst haben, nicht mehr dazu zu gehören.
Schema F ist nicht der einzige Buchstabe im Alphabet.
Was ich in den letzten Jahren gelernt habe? Es ist ok, kein Schema F zu wollen! Ich darf mir erlauben, dass mich etwas anderes glücklich macht. Ich darf mir aber auch erlauben, dass ich noch nicht weiss, was ich von diesem neuen Lebensabschnitt eigentlich will und mich damit auch gut fühlen.
Das Leben Anfang 30 ist anders als mit Ende 20 und trotzdem darf sich jede:r für das Lebensmodell entscheiden, welches einen glücklich macht.